Initiation & initiatische Rituale
(Initiation)
Eine Methode/Therapie aus der Kategorie Natur
Einweihung oder Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt oder in bestimmte Bünde/Orden/Kasten/Berufe etc. mittels Übergangsriten. Nach Überzeugung der alten Völker war Initiation nicht nur für das jeweilige Individuum von größter Bedeutung, sondern auch für die Gesellschaft, um deren Kontinuität und Gleichgewicht zu wahren.
Initation meint die tiefgründige Auseinandersetzung
Initation meint die tiefgründige Auseinandersetzung mit z. B. folgenden Fragen:
- Was ist mein Sinn, mein ureigener harmonischer Beitrag zum Ganzen
- Wohin geht mein Weg?
- Was heißt es erwachsen zu werden
Initiationsriten können Räume öffnen, die solche tiefgründigen und umfassenden Antworten ermöglichen. Stellt die Gesellschaft keine wirkungsvollen Möglichkeiten für Initiationsriten bereit, sind Jugendliche darauf angewiesen, eigene, oft höchst gefährliche Wege zu finden, soz. “Ersatz-Initiationen”, z. B.:
- Bewusste Ausgrenzung aus der Gesellschaft, Bandenbildung, Gangs
- Drogen- und Alkoholmissbrauch als grenzüberschreitende Erfahrungen
- Gefährliche, teils illegale Aktionen, z.B. S-Bahn-Surfen, illegales Sprayen, Diebstahl etc.
- Überbordene Aggression und Zerstörungslust
- haltlose Sexualität
- autoaggressives Verhalten, wie z.B. Magersucht oder Bulimie
- Jugendkriminalität aller Art
- Verkehrsunfälle wegen unkontrollierter oder angeberischer Fahrweise
- Selbstmordversuche, Suizidversuche, teils auch unbewusste oder halbbewusste
- …
Typische initiatorische Verhaltensmuster
Typische initiatorische Verhaltensmuster, die hierin anklingen sind:
- Abgrenzung, Trennung (Eltern, Gesellschaft!)
- Mutproben
- Konfrontation mit der eigenen, zunehmend veränderten Körperlichkeit und sexuellen Identität
- Grenzüberschreitung, Suche nach anderen Welten, Erfahrungsebenen
- Konfrontation mit dem Angsterregenden, Dunklen, Existenziellen des Daseins (“Unterweltsreise”)
Insofern spiegeln die o.g. gesellschaftlich unerwünschten Verhaltensweisen den unbewussten Drang der jugendlichen Seele nach Initiation.
Was heißt Initiation?
Initium = Eintritt, Anfang - die Einweihung oder Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt oder in bestimmte Bünde/Orden/Kasten/Berufe etc. mittels Übergangsriten.
Nach Überzeugung der alten Völker war die Initiation nicht nur für das jeweilige Individuum von größter Bedeutung, sondern auch für die Gesellschaft, um deren Kontinuität und Gleichgewicht zu wahren. Dies wurde erreicht, indem die Ältesten die Initiationen durchführten, somit das Alter an die Jugend den Stab von Erfahrung, Weisheit und spiritueller Kraft weitergab. Die moderne Gesellschaft hat sowohl die Alten entwertet bzw. abgeschoben, als auch die Jugend vor überfüllten Regalen alleingelassen. Umso wichtiger erscheint die Wiedereinführung tragfähiger, der modernen Zeit angepasster Initiation-Riten.
Klassische Merkmale von Initiation (im ethnologischen Vergleich)
- Trennung, Loslösung (v.a. von den Eltern)
- Wandlung (im “Schwellenraum”, in dem der Initiand aller gesellisch. Merkmale entledigt ist, “vogelfrei” ist
- => Symbol. Tod und Neugeburt finden statt)
- Angliederung, Wiedereingliederung durch einen festlichen Akt, durch die Anerkennung der Ältesten
Turner schildert diesen Prozess als “soziales Drama” in vier Schritten
- Bruch mit der sozialen Norm
- Krise, Konflikte
- Versuch der Konfliktlösung
- Wiedereingliederung (bei Mißlingen: Spaltung)
Es ist ein großer Unterschied, ob dieser Prozeß bewusst (rituell) vollzogen wird oder eben unbewußt, damit ohne ordnende Struktur, ohne klaren Zeitrahmen, ohne Führung und Leitung, ohne festlichen Abschluss!
Lösungswege
- REAKTIVIERUNG: Noch vorhandene Reste von Initiationsriten der Jugendzeit wieder mit neuem Leben füllen
- NEUE FORMEN von Initiation kreieren
Solche Formen können sein
Heldenreise
z.B. erlebnispädagogisch begleitete Bergtour, Kanufahrt etc., auch rituelle Heldenreise mittels Theater
Vision Quest
Natur - Wildnis - Alleinsein - Fasten - Mut beweisen - Konfrontation mit existenziellen Ängsten - tief nach innen gehen - Dunkelheit
Intuitive spontane Initiation
welche der eigene "innere Heiler" kreiert (z.B. mithilfe von Träumen oder Trancereisen)
Motive von Initiationsriten
Motive von Initiationsriten können dabei spontan auftreten oder auch bewusst symbolisch oder konkret konstelliert werden, etwa:
- Trennung, Einsamsein
- Grenzerfahrungen, Krankheitszustände
- Opfer bringen
- Begegnung mit dem Schatten, dem Dämonischen im Äußeren oder Inneren
- Der Schnitt, die Wunde
- Regression (Eingraben, Höhle, Untertauchen, völliger Rückzug…)
- Abstieg in die Unterwelt
- symbolische Vernichtung, Zerstückelung sowie anschließende Neu-Zusammensetzung
- ozeanische Erlebnisse, Ekstase, visionäre Zustände
- Begegnung mit inneren Führern (Schutzengel, Krafttiere, Ahnengeister etc.)
- Wiedergeburt, Auferstehung
Autor: Martin Trosbach, initiatischer Therapeut im "Zentrum für kreative Seelenarbeit Zell"
Letzte Änderung: 17.01.2018